Coreglia Ligure — Varazze

29. Tag, 75 Kilometer, 910 Höhenmeter

Der Tag fing mit einer verschärften Geländeeinlage an. Der Trampelpfad, der als offizieller Radweg ausgeschildert und auch regelmäßig markiert war, erwies sich als kaum befahrbar. Weite Strecken mussten wir schieben, weil der Patt zu schmal, viel zu steil oder mit handtellergroßem Schieferbruch geschottert war.

Nach dieser Herausforderung erwarte uns ein 680m-Pass. Anders als gestern war das Passsträßchen so steil, dass wir mehrere Verschnaufpausen brauchten, bis wir endlich oben waren. Ich war stellenweise echt am Limit! Glücklicherweise gab’s fast keinen Autoverkehr, so dass wir uns ganz ungestört an der Steigung abarbeiten konnten. Oben angekommen bekamen wir im eigens für uns geöffneten Café einen heißen Cappuccino. Den konnten wir auch gut brauchen, denn mit 9 Grad war es nicht gerade warm, und die nun folgende Abfahrt nach Genua versprach uns auch nicht gerade aufzuwärmen.

In Genua konnten wir dann unsere Lässigkeit im Umgang mit dem italienischen Verkehrsgewusel trainieren. Und ich muss sagen, das ist uns sehr gut gelungen! Für deutsche Gewohnheiten erscheint die italienische Art des Straßenverkehrs zunächst einmal völlig chaotisch. Trotz allen Durcheinanders verhalten sich die Italiener aber nie aggressiv, sondern sind stets bemüht, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Wenn man das erstmal kapiert hat, kann man viel gelassener mit der Situation umgehen. Streckenweise macht es sogar richtig Spaß! Insbesondere, weil die Menschen uns mit unserem seltsamen Gefährt durchweg freundlich begegnen, oft aufmunternd hupen oder uns an Steigungen anfeuern.

Nach Genua hatten wir uns schon auf viele Kilometer auf der Küstenstraße eingestellt und wurden angenehmste überrascht, als wir stattdessen auf eine ehemalige Bahntrasse direkt parallel zur Küste umgeleitet wurden. (Ohne die stete Aufmerksamkeit meiner Herzallerliebsten aka „Road Captain“ wäre ich an dieser Abzweigung glatt vorbeigefahren.) So kamen wir neben ganz entspanntem Radeln auch noch in den Genuss von einigen Tunneln, die ausschließlich Fußgängern und Radfahrern vorbehalten waren.

In Varazze haben wir im Hotel Ines eine prima Unterkunft gefunden. Die Hausherrin stammt aus Deutschland, sodass wir heute ausnahmsweise mal wieder in unserer Muttersprache Essen und Trinken bestellen konnten. Der Ort selbst ist sehr angenehm. Besonders auffällig fanden wir in Ligurien die Fassadenbemalungen an vielen Häusern, die Fenstereinfassungen und Dachsimse dreidimensional wirken lassen.

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