Metz – Pont-à-Mousson (42,7km)

Canal de la Moselle

Das war ein rundum schöner Tag heute! Mit nur neun Grad und klarem Himmel fing er eiskalt an. Da half nur zügiges Gehen, um warm zu werden. Insbesondere, weil die ersten zehn Kilometer am Moselkanal entlangführten und somit steigungsfrei waren.

Dafür war die Morgenstimmung am Kanal einfach zauberhaft! Wegen der kalten Luft lagen dünne Nebelschwaden auf dem Wasser, und als dann die Sonne aufging, wurde der Nebel auch noch hell erleuchtet, bevor er sich dann in der zunehmenden Wärme des Tages auflöste.

Mein DuMont-Reiseführer schlug statt des direkten Wegs nach Pont-à-Mousson entlang der Mosel einen Abstecher über Gorze vor. Hier gründete Bischof Chrodegang von Metz im Jahre 749 eine Benediktinerabtei. Vom 10. bis zum 12. Jahrhundert war diese lothringische Abtei das geistliche Zentrum einer benediktinischen Reformbewegung, der sich fast 170 Abteien anschlossen. Mit dem 14. Jh. aber begann bereits ihr Niedergang. Formell bestand die Abtei zwar bis zur Französischen Revolution weiter, doch bereits 1609 wurden das mittelalterliche Abteigebäude und die Abteikirche Saint-Étienne abgerissen. Von der einst bedeutenden Abtei ist über die Jahrhunderte leider fast nichts mehr übrig geblieben, so dass sich der Umweg über Gorze kaum lohnt. Die kräftigen Steigungen bringen den Pilger allerdings so richtig in Wallung, nachdem er sich zuvor am Kanal einen eher schläfrigen Pilgertrott zugelegt hatte.

Der Aufstieg nach Gorze war echt abenteuerlich! Was dort vor Jahren mal als Wanderweg ausgezeichnet worden war, ist heute kaum noch als solcher zu erkennen. Stattdessen muss sich der Pilger durch Gestrüpp und Unterholz schlagen, stets in der Ungewissheit, ob er überhaupt jemals wieder einen gangbaren Weg findet.

Die Ankunft in Gorze hat mich allerdings für alle Mühsal entschädigt! Als ich aus dem Wald kommend den Ort zum ersten Mal sah, standen über ihm an die hundert Heißluftballons und wurden von der Morgensonne in meinem Rücken angestrahlt. Ein grandioses Bild. Leider nicht händitauglich…

Nach Gorze führte mich der Weg über Berg und Tal allmählich wieder zur Mosel zurück. Bei meiner Ankunft durch ein Industriegebiet zeigte sich Pont-à-Mousson nicht von seiner attraktivsten Seite. Ich habe für die Übernachtung die ehemalige Prämonstratensterabtei angesteuert, in der sich nun ein Hotel befindet, das mir ein Zimmer mit Badewanne zur Verfügung gestellt hat. Hier werde ich nun erstmal so richtig abhängen.

6 Kommentare

  1. Lieber Burkard,
    dafür sind die Fotos vom Kanal sehr stimmungsvoll. Besonders das 2. mit dem lilafarbenen Nebel gefällt mir sehr gut. Farblich sehr reizvoll.
    Du scheinst ja ziemlich gut drauf zu sein, zumindest entnehme ich das Deinen Zeilen, Deiner Wortwahl und Deinen Beschreibungen – das freut mich sehr.
    Besonders interessant finde ich die Fotos Deiner Schlafstätten. Sie sehen nun doch sehr französisch aus.
    Wir nähern uns anderen Gefilden und werden uns in den nächsten Tage mit den Nibelungen, ihren Freunden, Neidern und sonstigem Gesocks vergnügen. Schau’n wir mal aus sie und ihre Zuschauer.
    Die Fahrt von der Autobahn durch die Fränkische Schweiz hat mir einen Eindruck von Deinem Wandern über einsame Pfade vermittelt.
    Herzliche Grüße aus Gößweinstein von
    Ulla

    • Liebe Ulla,

      das freut mich, dass Dir meine Fotos zusagen! Ich kann leider nur Händiqualität liefern, weil meine Knipse es einfach nicht gebacken kriegt, ihre Bilder ins Netz hochzuladen. Hmm!

      Soso, Ihr wandelt wieder auf Wagners Spuren? Das macht mich neugierig! Worum geht’s genau? Frische Inszenierung? Und von dem Kaff, aus dem Du mich grüßt, habe ich noch nie gehört. Was ist da los?

      Neugierig und herzlich grüßt Dich
      Burkard

  2. Lieber Burkard,

    ich bin doch sehr erstaunt, dass du im Blog “nur” Bilder vom Iphone hinterlegt hast. Die finde ich nämlich ziemlich gut! Hier schliesse ich mich Ullas Präferenz für das eindrucksvollste Bild vom heutigen Tag an.

    Wir sind vorhin in Gößweinstein eingelaufen zusammen mit zwei Engländern im 5-er BWM. Das kam uns gleich verdächtig vor. Die einzige Erklärung ist natürlich das gemeinsame Ziel, die Festspiele in Bayreuth. Sie wohnen nun mit uns hier in einem Ferienhaus.

    Morgen geht es zum “Vorspiel” um 18:00. Bis dahin ist hier ordentlich Regen angesagt, so dass wir es uns bis dahin mit Büchern bewaffnet in der Wohnung gemütlich machen.

    Ich wünsche dir weiter einen festen Schritt.

    Klaus

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