Santiago de Compostela (0km)

Santiago de Compostela

Dass das Ankommen und Hierbleibenmüssen so grausam werden würde, hätte ich nicht gedacht! Nach einer furchtbaren Nacht, in der mich der Lärm dieser Touristenstadt um den Schlaf gebracht hat, bin ich ziemlich gerädert aufgestanden und wusste nichts Rechtes mit mir anzufangen. Nur dass ich die Unterkunft wechseln muss, das war mir klar.

Also habe ich als Erstes eine neue Bleibe aufgetan. Im “A Casa do Peregrino” hat man mir ein Zimmerchen im vierten Stock angeboten, das hoffentlich weit genug vom Lärm der vielen Menschen weg ist, dass ich in der nächsten Nacht anständig schlafe.

Dann habe ich mir im Café Casino mein Frühstück gegönnt. So am frühen Morgen ist Santiago noch einigermaßen ruhig und erträglich. Als ich dort beim Kaffee saß, meldete sich Dominik, der just per Bus aus Fisterra zurückgekehrt war. Er hatte ab Saint-Jean-Pied-de-Port den Camino del Norte gewählt, hatte dort sein gewohntes hohes Tempo vorgelegt und war deshalb schon in Finisterre gewesen.

Das war eine Freude, ihn wiederzutreffen, mit ihm über die vergangenen vier Wochen zu plaudern und anschließend gemeinsam zu Mittag zu essen! Neben Susanne und Kurt aus der Schweiz ist er der Einzige von den Pilgern, die ich unterwegs traf, der ebenfalls an seiner Haustür losgelaufen ist.

Ansonsten habe ich den Tag mit Lebensmitteleinkauf und Stadtbummel verbracht. Ich will nämlich heute Abend mal nicht im Restaurant essen, sondern in Ruhe in meinem Zimmer.

Bei dem strahlenden Wetter zeigt sich Santiago von seiner schönsten Seite.
Die Kathedrale ist aktuell allerdings nicht so photogen, da sie von Grund auf restauriert wird. Sie hat es allerdings auch bitter nötig.
Am Ende wird dann wohl die gesamte Fassade so frisch aussehen wie der Nordturm, bei dem die Arbeiten schon abgeschlossen sind. Sieht fast aus wie neu, ist auch ein bisschen komisch.
Der Blick aus dem Fenster meiner aktuellen Bleibe …
… und hier mein Bett für diese Nacht.

4 Kommentare

  1. Lieber Herr Meyendriesch,
    mit einem Tag Verspätung nun auch meinerseits Glückwünsche und wiederholt Hochachtung für Ihre Pilgerleistung und das Ankommen an dem von Ihnen gesteckten Ziel. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie es wahrscheinlich nach den 99 Tagen des Pilgern in Ihren Füssen “kribbelt” und Sie sich in Geduld üben müssen, um nicht doch weiterzulaufen.

    Ich freue mich schon auf Ihre Rückkehr und Ihre Berichte.

    Ihnen und Ihrer Herzallerliebsten noch wunderbare gemeinsame Tage und ein entspanntes “Auslaufen” in Richtung Meer.

    Herliche Grüße aus Oldenburg sendet Ihnen

    Jörg Stahlmann

    • Lieber Herr Stahlmann!

      Danke für Ihre Glückwünsche und Ihre Anerkennung! Ja, genau so ist es, an das tägliche Rucksackpacken und losgehen habe ich mich in den 98 Tagen mit nur zwei Unterbrechungen derartig gewöhnt, dass es mir jetzt ganz seltsam vorkommt, das nicht zu tun. Und tatsächlich bin ich ja auch gestern aufgebrochen – wenn auch nur, um die Unterkunft zu wechseln – und werde das heute mit dem selben Motiv wieder tun. Das ist wohl eher dieses Kribbeln in den Füßen, das mich dazu treibt als die Mängel der jeweiligen Bleibe. Mal sehen, vielleicht gelingt’s mir ja, die verbleibenden Tage bis Samstag ortsfest zu bleiben.

      Als Sie mich gestern aus Ihrer wöchentlichen Besprechung aus anriefen, um mich zu beglückwünschen – vielen Dank dafür! – kamen mir zum ersten Mal in all den Wochen wieder Gedanken an unsere Universität. Und ich muss sagen, ich freue mich sehr, bald wieder in Ihrer Runde an ihrer Zukunft mitzugestalten! Bis dahin möchte ich aber noch mit meiner Liebsten ein paar Tage gehen und anschließend erst mal wieder in Deutschland und zu Hause ankommen.

      Herzliche Grüße aus dem gerade erwachenden Santiago!
      Ihr Burkard Meyendriesch

  2. Genau, Burkard! Dieser glücklich dreinschauende Blick ist mir auch gleich ins Auge gesprungen! Da werden diese letzten gemeinsamen Pilgertage zu Festtagen werden. Wir begleiten Euch bis zum Schluss und wünschen Euch eine wunderbare und sonnige Zeit!
    Alles Liebe
    Anne

    • Liebe Anne,

      wie hast Du das denn geschafft, am 102. Tag zu schreiben?
      Egal, schön, dass Ihr teilnehmt!

      Heute war es einfach toll, sogar mit schwimmen im Atlantik, somit bin ich glücklich!

      Burkard realisiert grade, dass sein Weg nun wirklich zu Ende ist, nicht ganz leicht.

      Freu mich aufs Wiedersehen
      Sabine

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